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Praxistest: Samsung SGH-F210
- Datum:
- 26. 11. 2007
- Redakteur:
- Stefan Schomberg
Sony Ericsson hat die Walkman-Reihe, Motorola hält mit seiner ROKR-Serie dagegen und bei Nokia gibt's die XpressMusic-Handys. Doch verglichen mit dem einzigartigen Design von Samsungs SGH-F210 sehen die eher blass aus. Mit dem Klappmesser-Handy wollen die Koreaner nun auch einen Stück vom Musik-Kuchen abschneiden. Ob das gelingt, verrät unser Praxistest.
Lieferumfang / Verarbeitung
Mit seinem einzigartigen Auftritt könnte das dem stylischen SGH-F210 auch glücken. Es sieht zwar im zusammengeklappten Zustand wie ein MP3-Player aus, ist aber definitiv ein Handy und beinhaltet sogar eine Kamera. Das Gehäuse hüllt sich in leicht bläulich schimmernden Klavierlack und erhält durch vereinzelte Chrom- und matten Aluminiumelemente zusätzlichen Glanz - natürlich bringen die auch eine erhöhte Fettfingeranfälligkeit nach sich. Das mitgelieferte Headset mündet in einem Adapter, der genau auf den unteren Teil des Handys passt - das ersetzt das etwas fummelige Einstecken eines Kabels gegen das fummelige Aufsetzen eines kompletten Handyteils, sieht aber ungleich wichtiger aus. Für noch mehr Aufmerksamkeit sorgt das Aufklappen. Die Mechanik des SGH-FF210 benötigt nur einen leichten Impuls in die richtige Richtung, dann öffnet ein Federmechanismus das Handy automatisch, bis es nach vollendeter 180-Grad-Drehung sanft einrastet. Sieht schick aus und funktioniert auch tadellos, sofern die eigenen Finger nicht im Wege stehen. Das ist aber ein zwangsläufig auftretendes Problem mit einem Handy, dass in etwa die Proportionen des Zeigefingers eines erwachsenen Mannes aufweist.
Größtes, durch die Bauform induziertes Problem ist das Display. Sieht man von den schmalen Abmessungen ab, ist es durchaus als brillant zu bezeichnen und leistet sich weder in puncto Bildschärfe noch Farbwiedergabe Schwächen. Doch von den Miniaturmaßen kann man leider nicht absehen, denn die stören auf Dauer alle Anwendungsgebiete des sonst schicken Handys. Doch damit nicht genug: Der JogDial, den man anstelle eines NavKeys als Hauptbedienelement unter dem Display findet, erinnert zwar optisch stark an die Bedienung von iPods, kommt aber bei weitem nicht an deren Komfort heran. Gut nur, dass man ihn nicht nur rotieren, sondern auch wie einen NavKey drücken kann. Die Tastatur setzt sich hingegen trotz ihrer geringen Ausmaße keiner Kritik aus, auch wenn sowohl Druckpunkt als auch Tastenhub präziser gesetzt sein könnten.
Zwar ist man anfangs überrascht, keine Speicherkarte im Lieferumfang zu entdecken, doch der schnelle Blick ins beiliegende Handbuch zeigt schnell den Grund dafür: Bereits intern kann das Musikhandy mit einem Gigabyte Flash-Speicher auftrumpfen, der dank microSD-Slot sogar noch zusätzlich erweiterbar ist. Die übrigen Kabel und Beilagen entsprechen dem guten Mobiltelefon-Standard, lediglich der Anschluss für die beigelegten Kopfhörer fällt mit einer einzigartigen Vorrichtung aus der Reihe. Zusätzlich legt Samsung einen Adapter bei, der die weitverbreiteten 3,5 mm Klinkenstecker mit dem Klappmesser-Handy verbindet.
Ausstattung
Beim MP3-Player macht Samsung wenig Fehler. Einer davon ist allerdings gravierend: Unser Testmodell ließ sich einfach nicht dazu überreden, Playlists zu erstellen oder aufzurufen; möglicherweise ein Softwareproblem. Trotz dieses Schnitzers kann man den Musikplayer mit Abstrichen als gelungen bezeichnen, denn die Ausstattung ist zwar nicht innovativ, aber dafür grundsolide. Automatische Playlists erleichtern die Übersicht, Cover Arts werden problemlos dargestellt und auch das Design des Players ist ansprechend. Soweit ist das Bild also stimmig, wäre da nicht die JogDial-Bedienung und das störende Hin und Her bei der Bedienung. Denn der Musikplayer lässt sich ausschließlich im geschlossenen Zustand aktivieren, wobei die chromglänzende Drehscheibe nur rotierend genutzt werden kann. Will man aber beispielsweise ein A2DP-fähiges Bluetooth-Headset pairen, muss man erst das Handy öffnen, zum Musikhören aber anschließend wieder schließen. Das ist umständlich und auf Dauer nervig. Beim Klang gibt es indes nichts zu meckern. Dank der vielen vorbelegten Equalizereinstellungen findet jeder ein seinem Geschmack angepasstes Klangprofil, das auch in der Lautstärke nicht enttäuscht. Apropos pairen via Bluetooth: bei unserem Test mit einem drahtlosen Stereo-Headset machte das F210 eine erstaunlich schlechte Figur. Grundsätzlich wurde die erste Sekunde jedes Songs unterschlagen, unschönes Rauschen und Knistern störte den Musikgenuss und die Verbindung riss schnell ab. Die Art und Deutlichkeit der Probleme lässt eine etwas schwache Bluetooth-Einheit im kompakten Musikhandy vermuten. Ebenfalls als schwach stellte sich das RDS-fähige Radio heraus. Während der Bedienkomfort überzeugt, enttäuscht die Tonqualität auf ganzer Linie, das SGH-F210 erinnert dabei an ein Internetradio mit niedriger Bandbreite.
Es wurde bereits erwähnt: Auf dem Lieferkarton prangt stolz die Bezeichnung „tragbare Kamera“ und tatsächlich kann das SGH-F210 im Gegensatz zum Schwestermodell SGH-F200 eine 2 Megapixelkamera vorweisen. Von der sollte man aber nicht zu viel erwarten. Sie kommt ohne technische Raffinessen wie etwa einem Autofokus aus und bringt demzufolge auch nur mit etwas Glück ansehnliche Bilder zustande. Generell leiden die Fotos unter starker Unschärfe, auch farblich wirken sie etwas blass. Die stärksten Defizite zeigen sich aber bei zu starker oder zu schwacher Ausleuchtung der zu fotografierenden Szenerie. Da die Software die Bildhelligkeit der des Sucherzentrums angleicht, kommt es besonders bei hellem Gegenlicht schnell zu extrem dunklen und kontrastlosen Bildabschnitten, während die Kamera mangels Blitzlicht bei Dunkelheit nahezu nutzlos ist. Dank der schnellen Auslöse- und Speicherzeit eignet sich das SGH-F210 dennoch für Schnappschüsse, in Konkurrenz zu echten Digicams wird sie aber nie treten. Positiv überrascht hingegen der Videomodus, der eine hohe Auflösung von 352x288 Bildpunkten mit einer akzeptablen Bildwiederholrate kombiniert.
Auch mit Samsungs F210 geht’s natürlich ins Internet, wahre Freude will dabei aber nicht aufkommen. Mit EDGE-Unterstützung und einem NetFrontbrowser ist das kleine Musik-Handy zwar ausreichend für Ausflüge ins WWW gewappnet, doch – wer hätte es gedacht - auch hier macht das winzige Display einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Ohne Lupe sind viele Inhalte leider kaum lesbar. Bei den PIM-Funktionen kann das SGH-F210 auf eine ausreichende Menge an Kontaktfeldern zurückgreifen, sodass ein normaler Benutzer damit mehr als zufrieden gestellt werden sollte. 1000 speicherbare Kontakte und der ordentliche Kalender entsprechen dem aktuellen Niveau eines Lifestyle-Handys.
Cannonball und Forgotten Warrior sind zwar grafisch nicht besonders anspruchsvoll, bieten aber ausreichend Zerstreung, um Wartezeiten in Bussen oder Arztpraxen zu überbrücken. Während Cannonball als Ponk-Klon gut bedienbar und recht spannend ist, krankt das Jump&Run Forgotten Warrior aber etwas an der Handysteuerung und dem kleinen Display. Beides sind 2D-Anwendungen, eine starke 3D-Unterstützung hat Samsung dem Musikhandy verständlicherweise vorenthalten. Dafür wurde an kleine Alltagshelferlein gedacht: der Nutzer kann rechnen, Sprachmemos aufnehmen, einen Wecker oder einen Timer einstellen, eine Stoppuhr starten oder einfache Notiz ablegen. Besonders ausführlich ist der Umrechner ausgefallen, der sich nicht nur auf Währungen, sondern auch auf Volumina oder Flächenmaße erstreckt.
Telefonfunktionen / Ausdauer
Die Bedienung leidet nicht nur unter den Mini-Abmessungen, die sich vor allem im zu schmalen Display niederschlagen. Mit einem gelungenen Menükonzept hätte man das zumindest teilweise wieder ausgleichen können, doch allzu viele Gedanken hat sich Samsung offensichtlich nicht gemacht. Schon die Menüpräsentation wirkt etwas altbacken und will so gar nicht zum stylischen Äußeren des SGH-F210 passen. Schlimmer wiegt jedoch die Tatsache, dass sich der Hersteller dafür entschied, nicht in ihrer Gänze auf das schmale Display passende Menübeschriftungen langsam einscrollen zu lassen, anstatt sich mit Popups zu behelfen. Wer die einzelnen Menüpunkte also noch nicht kennt, kann entweder per Trial&Error-Prinzip jeden Punkt ausprobieren, oder er wartet einige Sekunden bis der schneckenartig durchlaufende Text endlich einen Sinn ergibt. Wenig Sinn ergibt auch die Tatsache, dass die Koreaner ihrem Stylehandy weder eine vernünftige Auswahl an Themes, noch Profile mit auf den Weg gegeben haben. Lediglich ein Offlinemodus ermöglicht das Betreten eines Flugzeugs, während man weiter Musik hört. Hübsch und aufgeräumt wirkt dagegen der Hauptbildschirm, der alle wesentlichen Informationen trotz seiner geringen Größe gut darstellt. Schade, dass er Grundinformationen wie Uhr oder verpasste Anrufe im geschlossenen Zustand nicht anzeigt. Stattdessen wird beim Schließen automatisch der Player aufs Display gelegt.
Nach vielen störenden Kleinigkeiten ist man besonders in Hinblick auf die kompakten Maße des SGH-F210 von der Gesprächsqualität positiv überrascht, denn die ist durchweg gut zu nennen. Gesprächspartner klingen voluminös und nah, Aussetzer stören kaum. Die Empfangsqualität kann da nicht mithalten, wer in Gegenden mit chronisch schlechtem Empfang und/oder auf dem Lande wohnt, sollte unbedingt die Finger vom SGH-F210 lassen. Der Akku macht`s dagegen etwas besser und liefert trotz seiner etwas mageren 750 mAh ausreichend Strom für 3-4 Tage unter normalen Umständen - bei intensiver Nutzung kann die Ausdauer mitunter auch auf 2 Tage schrumpfen.
Fazit
Samsungs SGH-F210 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Als Musikhandy hat es seine Hausaufgaben größtenteils gemacht, zumindest wenn man den Aussetzer bei der Erstellung von Wiedergabelisten außen vor lässt. Sowohl Speicher, als auch Klang und Ausstattungsumfang des Players können sich sehen lassen. Dazu gesellt sich ein Akku mit ausreichender Leistung und eine Sprachqualität, die mit Blick auf die äußerst kompakte Form des Handys als gut zu bezeichnen ist. Etwas verhagelt wird der solide Ersteindruck jedoch vom viel zu kleinen Display, das zu allem Überfluss auch noch einige der weniger gut gelungenen Features darstellen muss. Dazu gehört vor allem die enttäuschende Kamera. Der JogDial unterstreicht zwar den stylischen Auftritt des Klappmessers, bremst aber den Bedienungskomfort spürbar aus. Als Hauptargument für den Koreaner bleibt somit neben der Musik eigentlich nur der Formfaktor. Wer den großen Auftritt vor der Disko sucht, ist mit dem SGH-F210 gut bedient. Erwartet man aber von einem Handy mehr als nur Musik und schönen Schein, sollte die Wahl eher auf andere Handys fallen.
Den ausführlichen Praxis-Test gibt es bei Areamobile
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