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Praxistest: Sony Ericsson W890i
- Datum:
- 24. 04. 2008
- Redakteur:
- Stefan Schomberg
Sony Ericssons Walkman-Reihe, die einen vollwertigen MP3-Player mit einem Handy kombiniert, ist eines der erfolgreichsten Standbeine des schwedisch-japanischen Joint Ventures. Nun kommt das W890i als Nachfolger des W880i in die Läden. Ob der gebräunte Flachmann in der Praxis so gut ist, wie die technischen Daten suggerieren, wird dieser Test zeigen.
Lieferumfang / Verarbeitung
Der noble Lieferkarton beinhaltet die typischen Ingredienzien eines Walkman-Handys. Dazu gehören Handbücher und Kurzanleitungen in jeweils drei Sprachen, Daten-CD, Lade- und Datenkabel sowie ein hochwertiges Kabelheadset. Und mit dem schon im Handy eingelegten 2 Gigabyte-Speicherstick steht einem guten Start in die mobile Musikwelt nichts im Wege.
Mit 104x47x10 Millimetern tritt das W890i mit ähnlich schlanken Maßen wie der Vorgänger W880i an und verspricht bei einem Gewicht von luftigen 78 Gramm, problemlos in jeder Hemdtasche zu verschwinden, ohne den Träger vornüber kippen zu lassen. Der ultrakompakte Barren versprüht mit seinem gelungenen Mix aus braunem Aluminium und goldenen Applikationen ein überaus nobles Flair. Der klobige Fastport-Stecker an der linken Seite will allerdings nicht so recht zum filigranen Design des W890i passen. Auch die Zifferntastatur fällt mit ihrem billigen Plastiklook aus dem sonst so edlen Rahmen. Das schlägt sich auch bei den Druckpunkten nieder, die etwas uneinheitlich ausfallen. Hinzu kommt, dass die komplette Tastatur unter akuter Schrumpfsucht leidet. So sind etwa NavKey und umgebende Tasten hübsch anzusehen und haptisch gut unterscheidbar, dennoch tendieren große Daumen dazu, mehrere Tasten auf einmal zu treffen.
2 Zoll Displaydiagonale bei 240x320 Pixeln und 262.144 Farben sind heute nicht mehr übermäßig viel. Dennoch kann man das Ergebnis in Bezug auf Bildschärfe, Kontrastreichtum und Farbtiefe als sehr gut bezeichnen. Auch die Verarbeitung brilliert, etwa mit einem doppelseitigen Arretierungsmechanismus für den Akkudeckel. Das W890i wirkt wie aus einem Guss gefertigt.
Ausstattung
Die Kamera des Walkman-Handys W890i muss ohne Autofokus und Blitz auskommen. Das schlägt sich auch in der Fotoqualität nieder. Ist die Bildschärfe den 2048x1536 Bildpunkten (3,2 Megapixel) noch angemessen, so enttäuschen ein zu schwacher Kontrast und die übertrieben intensive Farbgebung. Videos kann man aufgrund der geringen Auflösung von 320x240 Bildpunkten vernachlässigen. Bei der Präsentation hat sich Sony Ericsson offensichtlich mehr Mühe gegeben. Mit der von PS 3 und PSP bekannten Menüoberfläche versehen, macht die Mediengalerie einiges her. Dort können Fotos etwa durch die "X-Pict-Story" getaufte Software mit Musik unterlegt und mit allerhand Effekten abgespult werden.
Der Musikplayer zeigt deutlich, was der Sony Ericssons neuer Walkman am Besten kann: Musik abspielen. Er kombiniert eine peppige Bedienoberfläche mit zahlreichen Funktionen wie dem Erstellen von Wiedergabelistgen oder einem Equalizer. Highlight und Alleinstellungsmerkmal ist aber die SenseMe-Funktion, die Musikstücke beat- oder stimmungsabhängig in einem Koordinatensystem darstellt und auf Wunsch ähnliche Musikstücke zu einer Wiedergabeliste zusammenstellt. Natürlich werden alle verbreiteten Dateiformate vom W890i unterstützt, auch DRM-geschützte Dateien schluckt das schlanke Barrenhandy ohne Murren. Doch kommen wir zum allerwichtigsten - dem Sound. Selbst mit den mitgelieferten Ohrstöpseln lässt dass W890i das Trommelfell gewaltig krachen und erzeugt mit seinen leicht fehlenden Höhen ein wahres Subwoofer-Gewitter, dass seinesgleichen sucht. Beim Radio ist das Klangbild nicht ganz so ausgeprägt, dafür freut sich der Hörer über einen automatischen Suchlauf, RDS und TrackID-Funktion, die anhand eines gehörten Liedschnippsels eine Internetdatenbank abgleicht und so Informationen zum gerade gehörten Stück darbieten kann.
Eine HSDPA-Antenne ermöglicht es dem flachen Barren, mit theoretischen 1,8 Megabit pro Sekunde Daten aus dem Internet zu holen, zur Not springt der GSM-Beschleuniger EDGE in die Bresche. Der xHTML-fähige Access Netfront-Browser macht mit seiner fehlerfreien Darstellung optisch eine gute Figur, bietet aber zu wenig Komforteinstellungen. Ein Querformat und Schriftgrößenanpassung sind die einzigen erwähnenswerten Features, die den Nutzer beim Surfen unterstützen. RSS-Feeds lassen sich bequem abonnieren, bei Email-Postfächern wird es allerdings komplizierter. Die Serverdaten müssen mangels Assistenten immer noch per Hand eingegeben werden. Nach der mühsamen Eingabe klappt der Empfang aber sowohl über ein POP3, als auch ein IMAP-Konto problemlos.
Natürlich beherrscht das W890i A2DP-Bluetooth für den Anschluß drahtloser Stereo-Kopfhöhrer. Für die Verbindung mit dem PC steht dagegen USB2.0 zur Verfügung. Zusammen mit der Sony Ericsson PC-Suite können so problemlos Daten zwischen Handy und PC synchronisiert und verwaltet werden. Und selbst wenn es sich um ein Musikhandy handelt, ist die Anzahl der Informationsfelder, die zu den Kontakten gespeichert werden kann, völlig ausreichend. Auch der Kalender macht eine gute Figur, lässt allerdings in der Monatsansicht etwas an Übersicht vermissen.
Dass sich auf dem W890i auch grafisch anspruchsvolle Games spielen lassen, demonstrieren die vorinstallierten Spiele "Sims 2" und vor allem "Tennis Multiplay". Daneben wird der Nutzer von kleinen Hilfsprogrammen wie einem Taschenrechner oder der bekannten CodeMemo-Funktion zum Speichern von Passwörtern unterstützt. Glanzlicht ist hier die Einbindung von Google Maps, das mangels verbautem GPS allerdings nur eine ungefähre Standortbestimmung über die Mobilfunkzellen vornehmen kann. Sprachgeführte Navigation ist damit zwar nicht möglich, eine Routenplanung für die abendliche Partytour zu "Points of Interest" wie Kneipen oder Diskos hingegen schon.
Telefonfunktionen / Ausdauer
Die Bedienoberfläche ist vorbildlich. In den ordentlich strukturierten, durch ein Reitersystem unterstützten Menüs kann man sich eigentlich kaum verlaufen. Die hübsch animierten Menüpunkte reagieren bei Anwahl verzögerungsfrei, wechselt man jedoch das Theme, so kommt die Navigation etwas ins Stocken. Auch die Animationen des Startbildschirmes sind alles andere als flüssig. Erneut unpraktikabel: die Sprachsteuerung. Sie funktioniert zwar, wählt allerdings bisweilen ohne Aufforderung drauf los. Das treibt nicht nur die Handyrechnung, sondern auch den Blutdruck unnötig in die Höhe.
Der senkt sich während eines Gespräches dann aber wieder auf Normalniveau. Zwar nimmt man ein leichtes Grundrauschen wahr, allerdings sind Gesprächspartner befriedigend klar und deutlich zu vernehmen. Der Empfang enttäuscht ebenfalls nicht und bietet selbst in schwächer abgedeckten Regionen solide Erreichbarkeit. Dem schließt sich auch der Akku an, der mit im Schnitt etwa einer Woche bei wenig Nutzung, im härteren Einsatz aber nicht unter drei Tagen die Segel streicht.
Fazit
Das W890i hat von allem etwas mehr als sein Vorgänger W880i. Mehr Foto- und Videoauflösung, ein größeres Display, eine längere Akkulaufzeit, schnellere Downloadgeschwindigkeiten dank HSDPA, mehr Charme durch das gelungene Design, mehr Software wie etwa Google Maps - und vor allem mehr Bumms auf den Ohren. Das alles hinterlässt einen wirklich guten Eindruck. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass mehr nicht immer gut ist. Das minimal gewachsene Gehäusevolumen ist locker zu verschmerzen, größtes Manko ist aber Zwergen-Tastatur, die zarte Finger und eine ordentliche Portion Zielsicherheit erfordert. Wer damit leben kann, erhält ein rundum gelungenes Musikhandy, das mit seiner schlanken Taille, klasse Verarbeitung und guten Akkulaufzeit durchaus auch seinen Weg in die Hemdtasche eines Bankers finden dürfte.
Den ausführlichen Praxis-Test gibt es bei Areamobile
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